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Fleetwood Mac: Wiedergeburt nach Drogen-Chaos

Wie Fleetwood Mac groß wurden ★ Wie Münchner Hippies die Band mit LSD zerstörten ★ Wie sie in den USA von vorne anfingen

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Die fünf Mitglieder von Fleetwood Mac Richard Drew/AP/dpa

Es gibt Fleetwood Mac zweimal. Zuerst als britische Bluesrock-Band, die in den 1960er Jahren Welterfolge feiert - und an Drogen und Chaos zerschellt. Und dann mit einem unglaublichen Comeback als US-Westcoast-Band, die es wieder ganz nach oben schafft. 

Der Mann, der Fleetwood Mac (erste Version) im Juli 1967 gründete, war der Blues-Gitarrist Peter Green. Er hatte bis dahin in einer Band namens Bluesbreakers gespielt und dort einen gewissen Eric Clapton ersetzt. Zwei seiner Bandkollegen waren Mick Fleetwood und John McVie. In anderer Zusammensetzung spielten sie zu der Zeit auch in einer Kombo, in der der damalige Neuling Rod Stewart sang. 

Der vierte der Bluesbreaker war John Mayall. Er hatte ein Kontingent an wertvoller Studiozeit - Aufnahmen waren damals aufwendig und sauteuer -, das er Peter Green schenkte. Der nahm mit Fleetwood und McVie fünf Songs auf. Die drei verstanden sich. McVie zögerte zuerst, seinen sicheren Job als Bassist bei John Mayall aufzugeben, traute sich dann aber doch. Der Name setzte sich aus den Nachnamen Fleetwood und den auf Mac abgekürzten McVie zusammen. Zusätzlich kam der Slide-Gitarrist Jeremy Spencer dazu.

Zwei Alben plus noch ein Single-Welthit in nur einem Jahr

Die Band war aus dem Stand erfolgreich und äußerst produktiv. 1968 brachten sie gleich zwei Alben heraus, eines im Februar, eines im August. Beide landeten in den Charts und wurden zugleich von Kritikern gelobt. Wenig später holte Green den erst 18jährigen Gitarristen Danny Kirwan dazu - womit drei Gitarristen in der Band spielten plus Bass und Schlagzeug. 

Im November 1968 folgte die nächste Meilenstein-Veröffentlichung in diesem irrwitzigen Superjahr für Fleetwood Mac - Albatros.


1969 ging es mit einer Welt-Tounée weiter. USA mit einem Live-Album, aufgenommen in Chicago. Dann Europa. Auch Deutschland. Der Aufenthalt in München erwies sich als schicksalhaft.

Die Band begegnete dem Hippie-Pärchen Uschi Obermaier und Rainer Langhans. Die beiden lebten ein schillerndes Leben zwischen linker Kommune und Rockstar-Chic. Uschi Obermaier behauptete Affären mit allen möglichen Stars, unter ihnen Mick Jagger und Keith Richards. 

Schlechtes LSD auf der Party von Uschi Obermaier und Rainer Langhans

1969 hatten Langhans und Obermaier die Idee, in Deutschland eine Art Woodstock-Festival zu organisieren. Sie luden Peter Green zu einer Party ein und erhofften sich Kontakt zu den Rolling Stones - Uschis eigene Kontakte reichten womöglich nicht aus. 

Clifford Davis, der Band-Manager von Fleetwood Mac, schildert für die Peter-Green-Biographie des Autors Martin Clemins, was dann in München schief lief.

"Die Wahrheit über Peter Green und sein Ende ist sehr einfach. Wir waren auf Europa-Tour Ende 1969. In Deutschland sagte mir Peter, er sei zu einer Party eingeladen. Ich wusste, dass da viele Drogen umgingen und empfahl ihm, nicht hinzugehen. Er ging trotzdem. Soweit ich das dann von ihm verstanden habe, hatte er da sehr schlechtes, unreines LSD. Er war danach nie wieder derselbe wie vorher."

(Quelle: https://www.betterworldbooks.com/product/detail/pe...)

Langhans bestätigt den Ablauf in seiner Autobiographie.

Ein paar Monate bleibt Peter Green noch bei der Band - die weiter Vollgas fährt: US-Tour, Studioaufnahmen in Hollywood, noch eine Europa-Tour. Dann steigt er aus. Fleetwood Mac haben ihren Kopf verloren.

Plötzlich ist Spencer verschwunden - und taucht bei einer Sekte auf

Die vier anderen machen erstmal weiter. Ein neues Album, melodischer und poppiger als die vorherigen. McVies Freundin Christine Perfect (sie hieß wirklich so) übernahm Gesangsparts. Später heirateten die beiden. 

Anfang 1971 ging die Band wieder auf Tour in die USA. An eine der ersten Abende entschuldigte sich Spencer, er wolle nur schnell raus und eine Zeitschrift kaufen - und war danach spurlos verschwunden. Die anderen suchten panisch nach ihm und fanden ihn bei einer Sekte, den Kindern Gottes. Diese Gruppe hatte das Love Bombing als Werbestrategie für sich entdeckt und ließ besonders gern junge Frauen auf Männer los.

Am Fließband: Alben, Touren, Afären

In den nächsten drei Jahren nahm die Band in wechselnden Besetzungen weitere Alben auf. Touren verliefen immer chaotischer. Neue Gitarristen kamen und gingen. Zwischendurch war Peter Green auch wieder dabei. Einer der neuen Gitarristen hatte eine Affäre mit Fleetwoods Frau Jenny Boyd, Schwester von Patty Boyd, der ersten Frau von George Harrison. Da war die Band wieder auf USA-Tour. Ihr letztes Konzert gaben sie am 20. Oktober 1973 in Lincoln, Nebraska. Danach setzten sie sich zusammen und beschlossen: Das war's. Aus. Vorbei.

Eine Fake-Band sollte Fleetwood Mac ersetzen - und ging unter

Was Manager Clifford Davis schier verzweifeln ließ, denn er hatte Verträge für weitere Gigs abgeschlossen. Er ließ die Band wissen, dass er die Rechte am Bandnamen Fleetwood Mac für sich beanspruche und stellte eilig eine komplett neue Ersatzband zusammen. Die nannte er "The New Fleetwood Mac".

Die ersten Konzerte liefen gut, aber dann sprach sich herum, dass nicht das Original auf der Bühne stand. Nach nur wenigen Gigs platzte der Rest der Tour. Fleetwood Mac waren endgültig erledigt.

Bis zu Ihrer Wiederauferstehung.

Neustart in den USA: Größer und erfolgreicher als je zuvor

1974 beschlossen vier der alten Bandmitglieder, sich in den USA neu zu gründen: Mick Fleetwood, John McVie, Christine McVie und Bob Welsh. Sie verzichteten auf einen Manager und verhandelten ihre Verträge selber. Es folgte ein Album, das neunte, und wiederum eine Tour.

Ende 1974 wollte die Band wieder ins Studio. Fleetwood besichtigte die Sound City Studios in Los Angeles. Der Tonmeister spielte ihm einen Track vor, den er dort aufgenommen hatte - ein Titel des weithin unbekannten Duos Buckingham Nicks. Fleetwood mochte den Track und lud Lindsey Buckingham ein, seine Band mit einer weiteren Gitarre zu verstärken. Der nahm an, allerdings unter der Bedingung, dass seine Freundin Stevie Nicks auch dabei wäre. 

Neu dabei: Lindsey Buckingham und Stevie Nicks

Die Mischung, die dabei herauskam, war absolut explosiv - in jeder Hinsicht. Mit Songs von Buckingham und Nicks produzierten Fleetwood ihr zehntes Album, das einfach nur Fleetwood Mac hieß und die Band auf den Gipfel des weltweiten Rock-Olymp schoss. Das Tempo aus Produzieren und Touren nahm noch einmal zu, der Reichtum auch. Die Band gehörte schlagartig zu den ganz großen Topverdienern.

Zu Stress und Hektik kamen Alkohol, Drogen und Affären. Die Band geriet wieder in Turbulenzen. Der Kreativität tat das gut, obwohl es fürs Leben mörderisch war. 1977 folgte Album Nummer 11, Rumours, der nächste globale Supererfolg. Die Singles Go Your Own Way, Don't Stop, You Make Loving Fun und Second Hand News landeten auf Nummer-1-Plätzen in den Charts. 

Rumours war der kommerzielle Höhepunkt, Tusk vielleicht der künstlerische

Es folgte neues Chaos: John und Christine McVie ließen sich scheiden. Fleetwood hatte eine Affäre mit Stevie Nicks, deren Beziehung mit Lindsey Buckingham zerbrach. Und trotz alldem produzierten sie mit Tusk jetzt sogar ein Doppelalbum mit Hits wie Sara und The Chain. Wieder Welttournée, Preise, Auszeichnungen.

Aber Tusk verkaufte sich "nur" vier Millionen Mal, für Fleetwood Mac ein Rückschritt. Die Band machte auf kleinerer Flamme trotzdem noch jahrelang weiter. Hinzu kamen Soloprojekte und die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, etwa Stevie Nicks mit Tom Petty.

Endgültig vorbei war es mit Fleetwood Mac erst mit dem Tod von Christine McVie. Sie starb am 30. September 2022 im für ihr Rockstarleben erstaunlichen Alter von 79 Jahren. Die anderen Bandmitglieder leben alle noch.